Auf den Fotos zu unseren Rezepten sind modernes Geschirr und originalgetreue Repliken friedlich vereint. Während wir uns bei den Blogbeiträgen strikt an die Archäofacts halten, verwenden wir für die Rezepte bewusst foodfoto-taugliches Geschirr von heute neben handgetöpferten Schalen, gebrauchen sowohl den Stabmixer als auch den Holz-Quirl und kochen mit orangen Karotten aus dem Supermarkt oder frisch ausgegrabenen Wilden Möhren. Wie für die Koch-Challenges gilt: Erlaubt sind Lebensmittel, welche die Pfahlbauer*innen der Jungsteinzeit und Bronzezeit kannten. Für deren Zubreitung kann jedoch gerne der Dampfgarer, die Flotte Lotte oder der Gemüsehobel zum Einsatz kommen. Damit wollen wir die Rezepte alltagstauglich machen und dazu animieren, neue „alte“ Zutaten zu entdecken und daraus selber leckere Gerichte zu zaubern.
Dennoch geht nichts über einen Linseneintopf mit zart geschmortem Rindfleisch, der stundenlang auf niedrigem Feuer in einem Tontopf gegart hat. Die rauchige Geschmacksnote bringt kein Schnellkochtopf der Welt hin. Deshalb verwenden wir bei unseren gemeinsamen Koch- und Fotoevents mit Vorliebe Repliken pfahlbauzeitlichen Geschirrs. Die Töpfe, Schüsseln und Krüge haben wir selbst gemacht oder von einem Töpfer anfertigen lassen. Heute möchten wir dir einen Blick in unseren speziellen Repliken-Geschirrschrank gewähren.


Kochen im Tontopf will geübt sein
Noch heute steht in mancher Rezeptanleitung: „Auf kleiner Flamme köcheln“. Auch wer keinen Gasherd besitzt, weiss, was damit gemeint ist. Beim Kochen auf dem Feuer nehmen wir die Anweisung wörtlich und legen nur wenig Holz nach. Dennoch braucht es etwas Übung, damit die Milch nicht überkocht und das Fladenbrot nicht verkohlt. Noch weniger gewohnt sind wir Menschen von heute den Umgang mit Kochgeschirr aus Ton. Die nach Funden aus Pfahlbausiedlungen nachgeformten Töpfe sind nicht so hart gebrannt wie die Steinzeug-Gratinform, der Römertopf oder die Tajine. Sie wollen deshalb pfleglich behandelt werden. Wer keine Scherben riskieren möchte, greift den Topf niemals am Rande, sondern umfasst ihn stets mit beiden Händen, giesst keine kalte Flüssigkeit in einen aufgeheizten Topf und schlägt den Kochlöffel nicht wie gewohnt am Rande ab. So kann man damit so manches Gericht zubereiten, bevor der Topf irgendwann doch zu Bruch geht. Der Vorteil der Tontöpfe? Sie speichern die Hitze lange: Ein dickwandiger Horgener-Topf köchelt selbst in erkaltender Glut noch ewig weiter.
Geliebte Speisekrusten
Künftige Archäolog*innen hätten ihre helle Freude an den Speisekrusten, die wir in unseren Kochtöpfen produzieren. Aus deren Zusammensetzung könnte man noch Jahrtausende später rekonstruieren, was wir darin zubereitet haben. Wir möchten die Töpfe jedoch weiterverwenden und (noch) nicht der zukünftigen Wissenschaft spendieren. Deshalb ist es unsere grosse Challenge, die Pötte wieder sauber zu kriegen. Lange einweichen unter Zugabe von Pottasche, schrubben mit einer Wurzelbürste und etwas Toleranz bei hartnäckigen Krusten haben sich bewährt. Soll der Topf nicht gleich wiederverwendet werden, muss er raus an die Sonne und ordentlich durchtrocknen (bei Regenwetter kann der Backofen herhalten).


Backteller – unser favorisiertes Küchenzubehör
Zwischen 4400 und 3500 v. Chr. waren runde Tonplatten in Mitteleuropa en vogue. Über die Verwendung dieser sogenannten Backteller sind sich die Archäolog*innen uneins. Wir finden: Sie eignen sich ausgezeichnet für die Zubereitung von Fladenbrot, fruchtigen Wähen oder Pfahlbaupizzas. Selbst ein einfacher Kuppelbackofen für Pfahlbauerbrötchen lässt sich damit bauen. Die dicken Tonplatten speichern Hitze erstaunlich gut. Einmal aufgewärmt reicht es aus, sie in schwach glimmende Glut zu legen, um Teige knusprig zu backen.




Holzgeschirr
Geschirr aus Holz wie Löffel, Schalen und Schüsseln, spielten in der Jungsteinzeit und Bronzezeit neben dem Tongeschirr eine grosse Rolle. Dank der guten Erhaltungsbedingungen blieben sie in den dauerfeuchten Kulturschichten der Pfahlbaufundstellen erhalten. Ein beliebtes Requisit für unsere Foodfotos sind daher Holzlöffel und Schalen, die wir selbst geschnitzt oder uns von einem Drechsler haben anfertigen lassen.



Sinn für Geschmack
Neben dem unvergleichlichen Geschmack, den ein im Tontopf zubereitetes Gericht erhält, beeindruckt uns das Geschirr der Steinzeit und Bronzezeit stets auch durch seine Ästhetik. Bei den Kochtöpfen folgt die Form der Funktion; Verzierungen sind selten. Becher, Schalen und Schüsseln, aus denen die Pfahlbauer*innen gegessen und getrunken haben, sind aber oftmals elegant geformt und mit Ritzlinien, Knubben oder gar Brüsten verziert. Wir meinen: Wer aus solchem Geschirr gegessen hat, legte auch Wert auf geschmackvolle Speisen. Nicht zuletzt das hat für uns den Ausschlag gegeben, den Foodblog PalaFitFood ins Leben zu rufen.


Links
Ein Teil der Löffel und Holzschalen auf unseren Foodfotos hat Wolfgang Potocki, Taching am See (D) hergestellt.
Einige der Keramikrepliken hat Stefan Jakob, Zürich (CH) gefertigt.