Das Blech der Pfahlbauer war der Backteller. Archäolog*innen vermuten, dass auf den Tonplatten Fladenbrote gebacken wurden. Wir fragen uns: Stimmt diese Annahme? Und was spricht gegen Flammkuchen, Speck mit Spiegelei oder fruchtige Wähen auf dem Speiseplan der Pfahlbauer*innen?

Backtellerfragment mit einem verkohlten Brötchen von der Fundstelle Thayngen-Weier, CH.

Nicht in jedem “Küchenschrank”

An Backwaren aus der Pfahlbauerzeit wurden bislang lediglich Brötchen gefunden. Die Archäolog*innen gehen davon aus, dass man sie in Backöfen aus Ton oder auf sogenannten Backtellern gebacken hat. Diese runden Tonplatten waren nur kurze Zeit en vogue: Sie sind typisch für die sogenannte Michelsberger Kultur, die zwischen 4400-3500 v. Chr. im Gebiet des heutigen Mitteleuropas bestand. Im Bodenseeraum kommen die Backplatten jedoch als Fremdformen vor. Funde gibt es zum Beispiel aus den Pfahlbauten von Thayngen-Weier, Sipplingen und Niederwil.

Verzierte oder signierte Backbleche?

Die Tonplatten sind relativ dick und haben einen leicht aufgewölbten Rand. Dem Lehm wurden grobe Steinchen beigemischt, die den Ton hitzebeständiger machen. Einige der Platten haben auf der Unterseite Abdrücke von geflochtenen Matten, auf denen sie geformt wurden. Die Tupfen an den Aussenkanten sind eine typische Verzierung. Die Töpfer*innen haben ihre Fingerkuppen in regelmässigen Abständen in den noch feuchten Ton gedrückt. In einigen erkennt man sogar die Abdrücke der Fingernägel. Diente dieses Muster nur als Verzierung oder signierten die Töpfer*innen damit ihre Backteller, damit beim gemeinsamen Backen der eigene Kuchen nicht bei den Nachbarn landete?

Dieser Backteller von Thayngen-Weier, CH, wurde auf einer geflochtenen Matte geformt.
Backtellerfragmente mit verschiedenen Fingereindrücken am Rand von der jungsteinzeitlichen Fundstelle Wilchingen-Flüehhalde, CH (kein Pfahlbau).
Vor 5500 Jahren hat eine Töpfer*in mit ihren Fingerkuppen eine Verzierung in den feuchten Ton gedrückt.

Eine rätselhafte, vorübergehende Erscheinung

Warum das nützliche Utensil wieder aus der Pfahlbauerküche verschwand, ist nicht bekannt. Unbekannt und umstritten ist auch, welchen Zweck die Tonplatten erfüllten. Waren es tatsächlich Backteller? Oder doch eher Deckel? Vielleicht wurden die Tonplatten ja für etwas ganz anderes benutzt. Analysen, die Hinweise auf ihre Verwendung geben könnten, gibt es bislang leider nicht.

Dass die Pfahlbauer*innen diese Formen im Feuer verwendet haben, kann gut sein, denn die Originalfunde weisen eine unregelmässige Färbung auf, wie sie entsteht, wenn Ton in offenem Feuer erhitzt wird. Mit nachgemachten Backtellern möchten wir verschiedene Experimente anstellen. Wir testen aus, wofür sie eingesetzt werden können, analysieren danach die Spuren und vergleichen diese mit den Originalfunden. Wir hoffen, so dem Rätsel der Backteller auf die Spur zu kommen.

Nachgemachte Backteller im praktischen Einsatz: einmal für eine fruchtige Wähe, einmal für ein Fladenbrot.

Fest steht: Legt man die Backplatten direkt in die Glut des Feuers, kann darauf alles zubereitet werden, was viel Unterhitze braucht: Tortenböden, Flammkuchen, Pizza (ohne Tomaten, versteht sich), Spiegelei, knusprige Speckstreifen, saftige Koteletts, Frikadellen oder Wokgemüse.

Was würdest du auf dem Backteller backen? Schau dir den Warenkorb der Februar-Challenge an oder lass dich von der Einkaufsliste inspirieren und kreiere dein eigenes Rezept, das wir vielleicht schon bald hier veröffentlichen.

Portrait Franziska Pfenninger
Portrait Katharina Schäppi