Hast du schon mal von der „Wassernuss“ gehört? Diese sehr spezielle Wasserpflanze ist heute in den Voralpenseen fast ausgestorben und kaum bekannt. Zur Zeit der Pfahlbauer*innen war sie aber in aller Munde. Sie schmeckt wie Edelkastanien, wächst im Wasser und hatte eine so grosse Bedeutung für die Ernährung, dass das Pfahlbaumuseum am Federsee 1996 sogar eine Ausstellung über die Wassernuss gezeigt („Aus Pfahlbauers Pflanzenwelt: Trapa natans – die Wassernuß“) und Wassernuss vor Ort anzusiedeln versucht hat. 2011 war die Wassernuss in Österreich, Deutschland und der Schweiz zudem die Wasserpflanze des Jahres. Grund genug, dass wir der Wassernuss einen eigenen Blogbeitrag widmen.

Wassernuss im botanischen Garten Bern (CH). © Muriel Bendel

Die Wassernuss mag es warm

Die Wassernuss (Trapa natans) ist eine einjährige Wasserpflanze, die gerne in nährstoffreichen, flachen und warmen Gewässern gedeiht. Sie ist etwas zimperlich, was die „Badetemperatur“ anbelangt. Der Samen keimt erst, wenn das Wasser 12–15 Grad warm ist, und für Wachstum und Blüte braucht die Pflanze 20 Grad Wassertemperatur. Nach der Blüte im Juli und August entwickeln sich die Früchte, die man im September sehr einfach vom Boot aus ernten kann, was für die Pfahlbauer*innen bestimmt praktisch war. Im Spätherbst sinken die Samen auf den Seeboden ab, wo sie im nächsten Frühjahr wieder auskeimen. Die Wassernuss kommt häufig mit der gelben Teichrose (Nuphar lutea) und dem Rauhen Hornblatt (Ceratophyllum demersum) zusammen vor.

Blühende Wassernuss im botanischen Garten in Poznań. © Krzysztof Ziarnek

Harte Schale, weisser Kern

Unter der harten, gezackten Schale versteckt sich ein weisser Kern. Er enthält Proteine und bis zu 50 % Stärke. Das wertvolle Nahrungsmittel kann man kochen oder rösten, roh hingegen ist es nicht bekömmlich. Geröstet soll die Nuss wie Esskastanie schmecken. Man kann sie so auch mehrere Wochen lagern. Aus den Früchten kann man einen weissen Mehl-Ersatz herstellen. Der römische Autor Plinius der Ältere beschreibt in seiner Naturalis historia, dass die Thraker Brot aus dem Mehl der Wassernuss hergestellt haben. Noch im 19. Jahrhundert gab es Wassernüsse auf dem Markt im Elsass. In Osteuropa verfütterte man die proteinhaltigen Blätter an das Vieh. Heute finden sich grössere Wassernuss-Vorkommen noch im Osten Österreichs und in Ungarn, während die Pflanze in Deutschland und der Schweiz stark gefährdet ist und nur noch in wenigen Naturschutzgebieten vorkommt.

Frucht der Wassernuss am Lac de Soustons (F). © Étienne Dupuis

Die prähistorische Nutzung der Wassernuss ist in verschiedenen europäischen Ländern zwischen Finnland und Italien belegt, zum Teil schon ab der Mittelsteinzeit, also vor dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht. In Zentraleuropa war die Wassernuss damals genauso wichtig für die Ernährung wie die Haselnuss.

Unverkennbare Schale

Aus den Pfahlbauten sind Wassernüsse zwischen dem 4. und 1. Jahrtausend v. Chr. anhand von Makroresten und Pollen nachgewiesen. Die unverkennbare Form der Nussschale führt dazu, dass Archäobotaniker*innen die Reste auch anhand von kleinen Fragmenten gut erkennen und bestimmen können. Ob es sich bei jedem Fund um eine gesammelte Nuss handelt, ist fraglich. In vielen Voralpenseen kam das Weiderichgewächs nämlich natürlich vor. Finden Archäolog*innen in Ufersedimenten Wassernuss-Reste, dann kann es sich auch um angespülte und natürlich abgelagerte Nüsse handeln. Eine Nutzung durch den Menschen ist nur belegbar, wenn die Wassernuss-Reste eindeutig aus einer Kulturschicht stammen und am besten noch angekohlt sind. Dies gilt natürlich auch für andere Feucht- und Wasserpflanzen wie Schilf, Binsen, Nixenkraut oder Algen, die man ebenfalls häufig nachweisen konnte.

Archäologischer Fund einer Wassernuss. © LAD, M. Erne
Fragment der Schale einer Wassernuss. Strich = 1 cm. © LAD, Ch. Herbig

Wächst auch in verschmutztem Wasser

Es kann sein, dass die Wassernussbestände in kleinen Seen von der Nachbarschaft zu Pfahlbausiedlungen direkt oder indirekt profitierten. Durch die Siedlungen am Ufer und die Rodungen im Hinterland kam es zu einer – manchmal erheblichen – Verschmutzung des Wassers. Da die Wassernuss diesbezüglich sehr tolerant ist, wuchs sie trotzdem fröhlich weiter, während andere Wasserpflanzen-Arten mit dem verschmutzten Wasser Probleme hatten und zurückgingen. Man schätzt, dass dadurch grosse Flächen der Seen von den Pflanzenrosetten bedeckt waren. Ein Hektar Wassernuss ergab einen jährlichen Ernteertrag von 400–500 kg Mehl.

Wassernuss in einem Seitenarm der Oder (PL). © Krzysztof Ziarnek

Heute streng geschützt

Du willst wissen, wie Wassernuss schmeckt – oder sogar damit kochen? Das wird schwierig. Die Wassernuss steht heute in Deutschland und der Schweiz auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und ist streng geschützt. Als Ersatz für geröstete Wassernuss kannst du getrocknete Edelkastanien verwenden. Einen ähnlich süsslichen Geschmack bietet die Chinesische Wasserkastanie, die du in Asialäden findest. Sie gehört allerdings zu einer ganz anderen Pflanzenfamilie, und man isst die verdickten Wurzelknollen. Im Gegensatz zur Wassernuss kannst du die Wasserkastanie roh essen, und sie wird selbst nach langem Kochen nicht mehlig. Findest du weitere Alternativen? Wir freuen uns auf deine Ideen.

Portrait Katharina Schäppi
Portrait Renate Ebersbach