Pfahlbau-Siedlungen bestanden aus dicht aneinandergebauten Häuschen in der Flachwasserzone oder im Moor. Beides ist für Gemüsegärten eine eher ungeeignete Umgebung. Und Zuchtobst für den Obstgarten gab es auch noch nicht, das brachten erst die Römer. Trotzdem assen die Pfahlbauer*innen verschiedenste Obst-und Gemüsearten. Für sie war die ganze Landschaft Obstplantage und Gemüsegarten. Sie wussten genau, wann sie welche Pflanzen in Hecken, auf Brachen, in Wäldern oder an Waldrändern systematisch abernten konnten. Und die Saison begann schon im Vorfrühling, bevor das Laub der Bäume anfängt zu sprießen.

Bärlauchteppich

Sobald die Temperaturen etwas steigen, wächst Bärlauch in rauen Mengen in lichten, feuchten Laubwäldern. An den richtigen Standorten findet man ihn in dichten Teppichen wie angebaut am Waldboden und kann in kürzester Zeit grosse Mengen ernten.

Bärlauch (Allium ursinum) ist zwar in den Samen und Früchten aus Pfahlbauten nicht oft nachgewiesen, in Blütenstaub-Analysen hingegen sehr häufig. Da man Bärlauch vor der Blüte erntet und das frische Blatt isst, bleibt auch nichts zum Bestimmen für die Archäobotaniker*innen übrig.

Bärlauch schmeckt intensiv wie eine Mischung zwischen Lauch und Knoblauch. Er lässt sich als Spinat, Pesto oder Salat-Zugabe verarbeiten. Beim Erhitzen fällt er wie Spinat stark zusammen. Man kann ein klassisches Pesto-Rezept (mit Olivenöl und Pistazien) relativ einfach zu einer Pfahlbau-tauglichen Paste abwandeln, indem man z. B. das Olivenöl mit Leinöl oder Sahne ersetzt und die Pistazien mit gehackten Haselnüssen oder Bucheckern. Getrockneter Bärlauch eignet sich auch als Gewürz.

Die Blätter können theoretisch mit den giftigen Maiglöckchen verwechselt werden, aber im milden Klima der großen Voralpenseen wachsen Bärlauch und Maiglöckchen praktisch nie gleichzeitig. Im Zweifelsfall Blatt abrupfen und daran riechen, dann ist der Fall klar!

Auf dem Heimweg die Salatbeilage ernten

Gleichzeitig mit dem Bärlauch gibt es im Wald auch schon ersten Sauerklee und frische Erdbeerblätter. Und auf dem Heimweg kann man am Ackerrand und auf der Weide noch frischen Löwenzahn, Sauerampfer, Veilchen, Gänseblümchen, Wegerich und Schafgarbe-Blätter einsammeln für Salat und/oder Tee. Sicher finden sich irgendwo auch schon die ersten Brennnesseln. Eine aromatische Ergänzung können auch die Blätter und Triebe des Gewöhnlichen Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) sein, die geschmacklich zwischen Kresse und Rucola liegen. Von dieser Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler kann man auch die Blüten, Wurzeln und Samen essen. Aus den gestampften Samen, vermischt mit etwas Salz, lässt sich eine senfartige Paste herstellen. Und am Seeufer konnte man zur Zeit der Pfahlbauer noch ein paar Wasservogel-Eier mitnehmen. Heute solltet ihr eure Eier aber nicht mehr in freier Wildbahn erbeuten, sondern beim örtlichen Bauern oder im Dorfladen.

Ein Prachtsexemplar eines Löwenzahns.
Gänseblümchen und die gefiederten Blätter der Schafgarbe
Wiesenknopf mit spriessendem Blütenstand.

Zusammen mit den Milchprodukten ergeben sich spannende Kombinationen für Pasten, Aufläufe, Pasta-Saucen – oder wie wäre es mit einem Bärlauch-Frischkäse? Im Warenkorb findest du eine Vielzahl an Wildkräutern, welche die Pfahlbauer*innen kannten, versehen mit den Angaben zur Erntezeit und welche Pflanzenteile geniessbar sind. Nimm an der März-Challenge teil und schick uns deine Rezeptkreationen.

Portrait Renate Ebersbach

von Renate Ebersbach
Hier gibt es mehr Beiträge von Renate.
Probiere auch ihre Rezepte.