Kuratorin für die Abteilung regionale Archäologie im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen und Projektassistentin Öffentlichkeitsarbeit in der Kantonsarchäologie Schaffhausen.

3 Fragen an Franziska Pfenninger

Welches ist Ihr Lieblingsgericht der Pfahlbauer*innen und wieso?

Ich kann mich an einen braunen, unappetitlich aussehenden Eintopf erinnern, der zu meinem Erstaunen fantastisch geschmeckt hat. Überrascht hat mich auch eine meiner eigenen Kreationen, das Schlehenglacé mit Thymian. Ich habe endlos viele Schlehen dafür gepflückt und dann bei einem Freund mit eigener Speiseeismaschine experimentiert. Von all den Schlehen blieb am Ende nichts übrig, ausser die Kerne, aus welchen die Pfahlbauer*innen Schmuck herstellten. Das Glacé ist leicht körnig, mit Ziegenkäse und Honig aber der Wahnsinn. Ich fürchte, dass kommendes Jahr alle Schlehensträucher geplündert werden …

Was glauben Sie, war für die Pfahlbauer*innen die grösste Herausforderung in ihrer täglichen Alltagsküche?

Spätestens seit den Ausgrabungen beim Sechseläutenplatz wissen wir, dass die Menschen unter prekären hygienischen Bedingungen gelebt und wohl oft unter Durchfall gelitten haben. Auch mit Keramiktöpfen, Feuersteinmessern, Holzkellen muss man erst einmal umgehen können. Mit Sicherheit waren die Pfahlbauer*innen Profis darin, sie kannten ja auch nichts anderes. Aber ab und zu brannte was an, davon finden wir heute noch die Krusten. Nicht immer überlebten die Töpfe das Kochen, manche zersprangen auf dem Feuer mitsamt Inhalt. Das sieht man an Bruchkanten mit Speisekrusten. Natürlich waren die Pfahlbauer*innen auch Profis im Töpfern, aber so ein kaputter Topf und eine verlorene Mahlzeit waren mit Sicherheit ärgerlich. Oder auch einfach Alltag? Wir dürfen ja nicht auf die Vergangenheit projizieren, was wir empfinden – das darf man nie vergessen. Und dann gab es da noch diverses Ungeziefer. Wie man gelagertes Getreide davor schützte ohne Gummidichtung? Wohl mehr schlecht als recht.

Kann dieser Foodblog die Forschung über die Pfahlbauer*innen vorantreiben?

Dieser Foodblog ist einerseits eine neue Chance für uns alle, Wildkräuter und Co. neu kennenzulernen. Die Zusammenarbeit und die geteilte Begeisterung für das Projekt hat aber nicht nur Spass gemacht, an unseren Kochevents kamen gleichzeitig so viele gute Fragen auf, die man sich am Bürotisch nie stellen würde. Auch meine Freunde liessen sich packen und wollen in diesem Jahr mitkochen und -backen. Ich hoffe, dass sich ganz viele von unseren Kochideen inspirieren lassen und uns neue Ideen und Inputs liefern. Es gibt in der Kochcommunity viel Know-How, das uns sicherlich weiterbringt in unserer Forschung.