Mit der Einführung der Bronze als Metall beginnt eine neue Epoche in der archäologischen Zeitrechnung. Der epochale Wandel ist allerdings nicht so gross und plötzlich, wie es der Name suggeriert.

Metall, vor allem Kupfer, gibt es schon lange vor dem Beginn der offiziellen Bronzezeit, die für die Archäolog*innen um 2200 v. Chr. beginnt. Auch in den Pfahlbauten sind Kupferobjekte von Anfang an belegt, sogar Schmelztiegel kommen in den Siedlungen vor. Am Anfang der Bronzezeit ist Metall keineswegs häufig oder allgegenwärtig. Erst im Verlauf der Zeit beginnt Metall viele andere Materialien zu ersetzen. Die Menschen damals haben herausgefunden, dass sie daraus Objekte machen können, die sich aus Stein, Holz oder Silex nicht sinnvoll herstellen und benutzen lassen, z. B. Schwerter oder Schmuck mit goldähnlichem Glanz.

Jungsteinzeitliche Kupferbeiklinge aus der Pfahlbaufundstelle Thayngen-Weier, CH. © KASH
Bronzezeitlicher Bronzedolch aus der Pfahlbaufundstelle Bad Buchau, D. © LAD

In der Bronzezeit passiert aber noch viel mehr als das. Besonders ernährungstechnisch ist das für uns interessant, denn damals wurden auch neue Tier- und Pflanzenarten eingeführt.

Aus dem Osten viel Neues

Gerste, Nacktweizen, Emmer und Einkorn waren weiterhin wichtig, doch schon am Ende der Jungsteinzeit kommt der Dinkel aus dem Osten in die Voralpen, ein robustes Spelzgetreide. Ab der Mittelbronzezeit (ab 1600 v. Chr.) wird mit Rispenhirse und Ackerbohne das Spektrum nochmals erweitert. Schliesslich ist Hirse (Rispen- und Kolbenhirse) in der Spätbronzezeit eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel, dazu kommen als weitere Hülsenfrüchte die Linse und die Linsenwicke. Auch Leindotter (Camelia sativa) bauen die Menschen an. Weiterhin nachgewiesen, wenn auch seltener als in der Jungsteinzeit, sind Lein und Mohn. Wildpflanzen dürften ebenfalls durchgehend wichtig gewesen sein für die Pfahlbauer*innen. Die meisten der neu eingeführten Pflanzen stammen aus dem östlichen Mittelmeerraum oder noch weiter aus dem Osten.

Rispenhirse. © K. Schäppi
Dinkel. © K. Schäppi

Sommer- und Wintergetreide

Während der Dinkel ein typisches Wintergetreide ist, d. h. im Herbst ausgesät wird, baut man Hirse und Hülsenfrüchte im Frühling an. Durch die Verbreiterung der Anbaupalette und die vielen Hülsenfrüchte konnten die Pfahlbauer*innen die ackerbaulichen Aktivitäten besser aufs Jahr verteilen und Getreide mit Hülsenfrüchten teilweise kompensieren oder umgekehrt, falls es in der einen oder anderen Jahreszeit zu einem Ernteausfall kam. Spätestens in der Bronzezeit wurde die Verwendung des von Ochsen gezogenen Hakenpflugs bei der Feldbewirtschaftung Standard. Diese Innovation brachte viele Vorteile: Die Menschen konnten ihre Felder viel schneller bestellen, schwere Böden bearbeiten und in kürzerer Zeit neue Ackerflächen erschliessen.

Auf dem Rücken der Pferde

Bei den Haustieren ist die bemerkenswerteste Neuerung sicher die Einführung des domestizierten Pferdes. Anders als die übrigen Haustiere, die ursprünglich aus dem Nahen Osten stammen, gelangte das Hauspferd aus Zentralasien nach Mitteleuropa. Für die asiatischen Steppenbewohner war das Pferd nicht nur ein Nutztier zum Reiten, Lastentragen und als Fleischlieferant, sondern spielte auch in rituellen Handlungen eine Rolle.

Ziegen und vor allem Schafe waren in der Bronzezeit gegenüber der Jungsteinzeit sehr wichtige Haustiere. Schon am Ende der Jungsteinzeit wurde das Wollschaf eingeführt. Ursprüngliche Schafrassen hatten normales Fell wie Rinder oder Ziegen. Durch Züchtung und Selektion wurde das borstige Oberfell zurückgedrängt, bis das Schaffell vor allem aus der weichen, isolierenden Unterwolle bestand.

Soay-Schafe, eine ursprüngliche Schafrasse mit rauhem Wollkleid. © gailhampshire DOI

Netzwerken in den Alpen

Die land- und viehwirtschaftlichen Verbesserungen und Veränderungen hatten vermutlich massive Auswirkungen auf die Breite und Stabilität der Nahrungsversorgung, denn in der Bronzezeit haben die Menschen die Alpen besiedelt und ein schon vorher existierendes transalpines Handelsnetzwerk ausgebaut. Mittel- und spätbronzezeitliche Siedlungen sind im Kanton Wallis bis auf 1600 m nachgewiesen. In Graubünden liegen mehrere Siedlungen an wichtigen Passübergängen, z. B. Savognin-Padnal auf 1220 m an der Julierpass-Route. Kupferbergbau im Oberhalbstein und Salzbergbau in Hallstatt zeigen auch die zunehmende Professionalisierung und Arbeitsteilung der Gesellschaft an.

Die gestiegene Bevölkerungsdichte und die fortdauernden Eingriffe in die Landschaft durch Rodungen, Beweidung, Äcker, Brenn- und Bauholzentnahme führten seit der Jungsteinzeit, vor allem aber im Verlauf der Bronzezeit, zur Entstehung unserer heutigen Kulturlandschaft mit grossen offenen Flächen in unterschiedlichen Nutzungsformen. In der Bronzezeit ist auch erstmals in grösseren Mengen „Grünland“ im Sinne von Weiden nachgewiesen.

Zugbrücken und Tore führen zu den Pfahlbauten

Die ältesten bronzezeitlichen Pfahlbauten beginnen um 2000 v. Chr., z. B. Lucone in der Nähe des Gardasees. In der Mittel- und Spätbronzezeit kennen wir sehr grosse Siedlungen, von denen manche wie Burgen befestigt waren, mit Palisaden, Zugangswegen, Toren und Zugbrücken. In der Siedlung Forschner im Federseeried haben Archäolog*innen eine solche Toranlage nachgebaut. Eine der grössten Anlagen ist die UNESCO-Fundstelle Unteruhldingen-Stollenwiesen, wo heute noch ca. 70´000 Pfähle im Seeboden stecken. Die letzten spätbronzezeitlichen Pfahlbauten enden um 800 v. Chr., gleichzeitig mit einer heftigen Klimaschwankung. Neben den Pfahlbauten gibt es in der Bronzezeit auch befestigte Höhensiedlungen und kleine Weiler in Hanglagen. Ausserdem kennen wir – im Gegensatz zur Jungsteinzeit – viele Bestattungen.

Luftbild des Pfahlfeldes von Unteruhldingen-Stollenwiesen, D. © LAD
Verstürzte bronzezeitliche Brücke während der Ausgrabung in Bad Buchau, D. © LAD

Willkommen also in der Bronzezeit! Ab sofort erweitert sich die Produktpalette für unsere Rezepte um Pferd, Hirse, Linse, Dinkel und Ackerbohne. Dies sind auch die Challenge-Zutaten des Monats April. Hast du schon Ideen, was du daraus kochen kannst? Wir sind gespannt auf deine Rezepte.

Portrait Renate Ebersbach