Wusstest du, dass man Salz durch Asche ersetzen kann? Mehr dazu erfährst du weiter unten. Salz schmeckt uns Menschen – es verstärkt das Aroma vieler Lebensmittel und gibt den Gerichten mehr Tiefe. Für unseren Körper ist Salz sogar lebensnotwendig, aber sowohl zu viel wie zu wenig ist schädlich. Heute findet man es in vielen Nahrungsmitteln und sogar in Produkten, wo man es nicht erwarten würde, z. B. in Nutella oder Joghurt. Die WHO empfiehlt, pro Person und Tag weniger als 5 g Salz zu essen. Durchschnittlich konsumieren Deutsche allerdings 10 g (Männer) bzw. 8,4 g (Frauen) täglich.

Wie war es bei den Pfahlbauer*innen? Haben Sie ihre Suppe schon gesalzen oder nicht? Archäologisch gibt es nur wenige Möglichkeiten, den Salzkonsum nachzuweisen. In Wasser löst sich Salz auf, nach der Verdauung bleiben keine Rückstände, botanisch oder chemisch ist nichts sichtbar. Was also wissen wir über den jungsteinzeitlichen Salz-Konsum?

Mit Salz wurde man reich

Eine Möglichkeit, um nachzuweisen, dass Salz schon früh ein Thema war, ist der bergmännische Abbau von Steinsalz. In Hallstatt (Österreich) gab es erwiesenermassen einen professionellen, arbeitsteilig organisierten Salzabbau seit der mittleren Bronzezeit (um 1500 v. Chr.).

Rekonstruktion des bronzezeitlichen Bergbaus in Hallstatt. © H. Reschreiter, D. Gröbner, NHM Wien

Einzelne Funde aus dem Hallstätter Salzbergwerk datieren sogar schon in die Jungsteinzeit. Der Aufwand für den Salzabbau im Berg wurde sicher nicht nur für den Eigenbedarf oder den des nächsten Dorfes betrieben. Vielmehr wurde das “weisse Gold” verhandelt, was im Tal von Hallstatt zu grossem Reichtum geführt hat. Die Gräber der bestatteten Bergleute im abgelegenen Tal strotzen nur so von aussergewöhnlichen Beigaben. Dieser Fundreichtum hat die Archäolog*innen des 19. Jahrhunderts dazu veranlasst, eine ganze Epoche nach dieser Fundstelle zu benennen: Die Hallstattzeit (ältere Eisenzeit). Neben Hallstatt gibt es noch weitere grosse Salzvorkommen in Europa, von denen teilweise auch prähistorischer Abbau bekannt ist, z. B. in Hallein im österreichischen Salzburgerland.

Zeichnungen reich ausgestatter Gräber aus Hallstatt. CC J. G. Ramsauer, bearbeitet

Das unsichtbare Salz

Auch aus salzhaltigen Quellen kann man Salz gewinnen. Dazu verdampft man das Wasser in Keramikgefässen, den sogenannten «Briquetages». Jungsteinzeitliche Nachweise gibt es z. B. aus Lons-le-Saunier im französischen Jura und aus der Gegend um Halle (Sachsen-Anhalt). Wir wissen von umfassenden Tauschnetzwerken im Alpenraum, in denen die Menschen Silex, Schmuck, Steinbeile und Vieles andere weitergegeben haben – sehr gut möglich, dass dazu auch das archäologisch unsichtbare Salz gehörte?

Urgeschichtlich Briquetage-Gefässe aus Halle (AU). © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, bearbeitet

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Pfahlbauer*innen schon in der Jungsteinzeit Salz für ihre Suppe hatten, ist also hoch. Vermutlich war es aber nicht so einfach und in so grossen Mengen verfügbar wie heute. Sicher war es kostbares Gut, denn es dient nicht nur zum Würzen von Speisen, sondern macht Lebensmittel auch länger haltbar. Vor Tausenden von Jahren war das besonders wichtig für die Wintermonate. Gemüse, das man im Spätsommer erntete, konnte man mit Salz zum Beispiel einlegen, fermentieren und somit haltbar machen. Auch zur Herstellung von Hartkäse oder Pökelfleisch braucht man viel Salz. Ob die Pfahlbauer*innen diese Techniken bereits kannten, wissen wir nicht.

Gesalzene Funde aus dem Berg

Das Salz im Hallstätter Bergwerk hat übrigens nicht nur das Essen der Bergleute konserviert, sondern auch deren Abfälle und Werkzeuge, ja sogar ihre Kothaufen. Selbst Wolle und Leder, die sich in Pfahlbaufundstellen nicht erhalten, haben Archäolog*innen im Berg gefunden. Im 19. Jahrhundert entdeckte man beim neuzeitlichen Salzabbau die Mumien verunglückter Bergleute. Sie waren perfekt erhalten dank dem Salz.

Bronzezeitlicher Bergbau in Hallstatt (AU). CC D. Groebner, H. Reschreiter

Bronzezeitlicher Tragsack aus ungegerbter Rinderhaut aus dem Hallstätter Salzbergwerk. CC Andreas. W. Rausch; Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien, bearbeitet
Menschliche Exkremente aus dem Hallstätter Salzbergwerk. CC Andreas W. Rausch; Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien
Brettchengewobenes Band aus Wolle aus dem Hallstätter Salzbergwerk. CC Andreas W. Rausch; Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien

Asche ersetzt Salz

Ob die Pfahlbauer*innen schon mit Salz gekocht haben, können wir also nur vermuten. Alternativ kann man einen salzigen Geschmack übrigens auch durch die Verwendung von Asche oder von Salzpflanzen (botanisch: Halophyten) wie z. B. Sellerie (Apium graveolens) erzeugen. Sellerie ist eine nicht einheimische Pflanze, die schon in der Jungsteinzeit im Alpenvorland auftaucht, zusammen mit Dill (Anethum graveolens).

Blühende Selleriepflanze.

Beim Ausprobieren neuer Pfahlbauten-Rezepte waren wir überrascht, wie sehr wir uns an den Geschmack von (zu viel) Salz gewöhnt haben und wie anders unsere Lieblingsgerichte schmecken, wenn wir mal versuchen, das Salz durch Kräuter oder andere Gewürze zu ersetzen. Probiere es doch auch einmal aus. Trockne verschiedene Kräuter und würze damit deine Speisen. Wir freuen uns, wenn du deine Würz-Erlebnisse mit uns teilst.

Portrait Renate Ebersbach
Archäofacts

Barth, F. E./Reschreiter, H. (2019) Prähistorische Bergbauspuren im Kernverwässerungswerk des Salzbergwerkes Hallstatt. ArchOn (Archäologie Online Hallstatt) Bd. 1 (Wien).

Mehr Info zum Salzbergwerk in Hallstatt gibt es hier: https://www.salzwelten.at/de/hallstatt/archaeologie/

YouTube Film zum prähistorischen Bergbau in Hallstatt:  https://www.hallstatt.net/ueber-hallstatt/geschichte/eine-stiege-schreibt-geschichte/

Und hier geht’s zum Stiegen-Blog: http://hallstatt-forschung.blogspot.com