Weihnachten ist vorbei, das Januarloch steht vor der Tür, aber bei uns fängt die Bescherung erst an: Wir öffnen heute mit dir unser erstes Paket. Es ist das «neolithische Lebensmittelpaket», wie wir Archäolog*innen es nennen. Das Paket (oder eher ein Korb, Leinensack oder Lederbeutel) enthält Nahrungsmittel, mit denen wir im Januar gemeinsam mit euch kochen, braten, backen und dabei die Ernährungsweise der Pfahlbauer*innen entdecken wollen. Im Januarpaket findest du Emmer, Einkorn, Weizen, Gerste, Erbsen, Mohn und Lein. Eure besten Rezepte veröffentlichen wir auf unserer Webseite. Mehr zur Koch-Challenge findest du im Kasten. Zuerst tauchen wir kurz ein in die faszinierende Geschichte der Pfahlbauer*innen, die unser heutiges Leben mehr prägen, als du dir vielleicht vorstellen kannst.
Und plötzlich bauten sie Häuser
Rund 5500 vor Christus wanderten kleine Menschengruppen aus dem Osten und Süden in unsere Gegend ein. In ihrem Gepäck hatten sie neuartige Körner und an Stricken führten sie zahme Tiere mit sich. Wie staunten wohl die hier ansässigen Jäger*innen und Sammler*innen über diese Menschen, die bald darauf Bäume zu fällen begannen, die Baumstämme im Boden verankerten und daraus noch nie dagewesene feste Häuser bauten. Im Frühling steckten sie die Körner in den Boden, hegten und pflegten die kleinen Pflanzen, die daraus wuchsen, umsorgten ihre Tiere und blieben das ganze Jahr über am selben Ort. Das Neolithikum, die Jungsteinzeit war eingeläutet. Der Mensch wurde sesshaft, baute Pflanzen an und züchtete Tiere.
Am Ufer lässt sich’s leben
Rund 1000 Jahre später beschlossen Nachfahren der ersten Bauern, ein neues Dorf zu errichten. Diesmal aber nicht irgendwo mitten im dichten Wald, sondern am lichten Ufer eines Sees. Dichtestress war es nicht, der die Menschen dazu bewog. Eher die Vorteile, die eine solche Lage bot: Die Pfähle für die Häuser liessen sich leicht in den weichen Untergrund rammen, Fische und Wasservögel gab es nun zuhauf direkt vor der Haustüre, und im fruchtbaren, spärlich bewachsenen Uferbereich konnten die Schweine, Ziegen und Rinder weiden. Die Überschwemmungen machten zwar arg zu schaffen, aber indem die findigen Steinzeitleute ihre Häuser etwas vom Boden abgehoben bauten, lösten sie auch dieses Problem. Somit sind wir bei den Pfahlbauern eingetroffen. Jenen Menschen im Grossraum um die Alpen, in der heutigen Schweiz, in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Slowenien.
Wenn Holzlöffel 6000 Jahre überdauern
Die Zeit der Pfahlbauer ist lange her und doch treffen Archäolog*innen noch zahlreiche Spuren von ihnen an: unter Wasser, in Mooren oder in Sümpfen. Seit 6000 Jahren stecken hier Pfähle der Häuser im Boden und sind bis heute nicht verrottet. Immer im Wasser und unter Ausschluss von Sauerstoff sehen sie noch aus wie neu. Nicht nur die Hauspfähle haben sich erhalten, sondern auch sämtliche Facetten des Pfahlbauerlebens: Alltagsgeschirr, Kleidung, Werkzeuge, Schlachtabfälle, Schmuckgegenstände, Getreidekörner, Kot, Pfeil und Bogen und vieles mehr. Die einmaligen Erhaltungsbedingungen ermöglichen uns einen tiefen Einblick in eine längst vergangene Zeit. Dieser Reichtum an archäologischen Hinterlassenschaften wurde vor zehn Jahren von der UNESCO mit dem Welterbetitel ausgezeichnet. Eine Auswahl von 111 der rund 2000 bekannten Pfahlbaufundstellen bildet seit 2011 offiziell die transnationale serielle Welterbestätte «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen».
Essen und kochen wie die Pfahlbauer*innen
In diese faszinierende Zeit der Pfahlbauer*innen möchten wir mit euch eintauchen. Dazu packen wir unsere Einkaufstasche voll mit den Zutaten aus dem «neolithischen Lebensmittelpaket» und machen uns gemeinsam auf eine kulinarische Reise. Im Laufe des Jahres werden weitere Zutaten hinzukommen. Die Zeit blieb auch damals nicht stehen: Neuartige Tiere und Pflanzen hielten über die Jahrhunderte Einzug. Diese packen wir nach und nach ebenfalls in unseren Warenkorb und lernen dabei nicht nur unbekannte Lebensmittel kennen, sondern auch merkwürdige Zubereitungsarten und altbewährte Konservierungsmethoden. Mit dir möchten wir herausfinden, was für Gerichte sich aus den damals bekannten Zutaten kreieren lassen, wie Pfahbauer*innen-Essen geschmeckt haben könnte und was bei Pfahlbauers wann Saison hatte.
Genug geredet, lasst uns das Feuer anfachen, kochen, brutzeln, kneten, rühren und dem Geschmack der Pfahlbauer nachspüren!
Koche auch du wie die Pfahlbauer*innen
2021 veröffentlichten wir jeden Monat eine Reihe von saisonalen Zutaten online, die zum Blog und Insta-Feed des Monats passen. Dazu gab es eine oder zwei aktuelle Sammelpflanzen. Die Challenge-Teilnehmer*innen haben ein Rezept mit den Challenge-Zutaten des Monats kreiert. Sie verwendeten davon mindestens eine Zutat – oder auch mehrere. Zusätzlich konnten sie Lebensmittel aus dem Warenkorb […]